Margaret Pfeffer – Kriegsende 1945
Termin: 07.12.2018, 19:00 Uhr
Ort: Schwälmer Brotladen, Gilserberg
Referent: Prof. Dr. Georg Pfeffer, Institut für Ethnologie, Freie Universität Berlin

buchvorstellung pfefferIm Juni 2017 lud der Heimatgeschichtliche Arbeitskreis Gilserberg zu einem Vortragsabend nach Gilserberg ein. Referent war der in Berlin lebende Ethnologe Prof. Dr. Georg Pfeffer, der aus den im Frühling 1945 entstandenen Briefen seiner Mutter Margaret Pfeffer auszugsweise vorlas. Diese Briefe hatte Georgs Bruder Ernst bereits in den 1990er Jahren übersetzt. Eine angedachte Veröffentlichung konnte jedoch nicht realisiert werden. 

Margaret Pfeffer (geb. Kirby) lebte aufgrund der Kriegswirren von 1943 bis 1949 mit ihren vier Kindern im „Häuschen“ ihrer Schwiegereltern Georg und Johanna Pfeffer, die zudem ihre Tochter Anneliese Wache mit ebenfalls vier Kindern beherbergten. Eigentlich war das „Häuschen“ für zwei Personen, die ihren Lebensabend in Gilserberg genießen wollten, gedacht. Nun aber lebten mit Personal zeitweise 14 Personen in dem Pfefferschen Altenteilhaus.

Im Frühjahr 1945 schrieb Margaret fast täglich einen Bericht bzw. Brief für ihren Mann, der nach wie vor aus beruflichen Gründen im umkämpften Berlin weilte. Sie schilderte, wie sie den Abzug der deutschen und den Einmarsch der amerikanischen Truppen erlebte. Immer wieder hatten Gilserberger Familien mit den Besatzern Probleme, bei deren Lösung Margaret als Übersetzerin helfen konnte.

Die Autorin drückte ihre Erlebnisse, Nöte und Ängste quasi stellvertretend für die Ortsbevölkerung angesichts der Besetzung der US-Amerikaner eindrucksvoll und lebhaft aus. Von besonderer Bedeutung war es, dass Margaret Pfeffer die Rolle einer Vermittlerin einnehmen und die unterschiedlichen Sichtweisen einzelner Familien und Personen – auch die der Militärs - aufgrund ihrer Biografie und Sprachkenntnisse wiedergeben konnte. Ein Zitat aus dem zweiten Brief möge als Beispiel für ihr Denken und Handeln erwähnt sein:

„Herrje Piffy (gemeint ist ihr Mann Karl Heinz), wie kann man solche liebenswerten Jungen (gemeint sind die amerik. Soldaten) hassen? Es ist unmöglich, und seither ist mir klar, dass ich dauernd für sie bei den Gilserbergern eintrete, genauso wie ich das Umgekehrte bei den Amerikanern tue. Hat es je etwas so wahnsinniges wie diesen idiotischen Krieg gegeben?“

Die Lesung von Georg Pfeffer fand große Resonanz und ermöglichte den zahlreichen Besuchern einen unverhofften Einblick in das nach dem Krieg von einer quälenden Ungewissheit geprägte Gilserberg. Nach Rücksprache mit Prof. Pfeffer reifte das Vorhaben, die 20 Briefe in Form eines Buches zu veröffentlichen, um somit einen überaus wichtigen Abschnitt (Gilserberger) Zeitgeschichte zu dokumentieren.

Zum besseren Verständnis wurden die in den Briefen erwähnten Namen näher skizziert und der Ort Gilserberg mit Bildaufnahmen illustriert, um so einen besseren Einblick über Ereignisse und Handlungen im Dorf zu ermöglichen. Auch wurden die Familien Pfeffer und Wache anhand von einschlägigen Fotos näher vorgestellt.

Am 07.12.2018 wird Prof. Pfeffer das Werk seiner Mutter im Schwälmer Brotladen vorstellen und erneut auszugsweise aus den Briefen lesen.

Dr. Jochen Führer (Vorsitzender Heimatgeschichtlicher Arbeitskreis Gilserberg)