In den kommenden Wochen möchte der Heimatgeschichtliche Arbeitskreis Gilserberg auszugsweise Kapitel aus dem im zweiten Quartal 2016 erscheinenden Buch von Dr. Joachim Klug veröffentlichen. Es erscheint unter dem Titel „Auf medizinischer Spurensuche im Gilserberger Hochland - Aus dem Leben eines Landarztes".

Folge 2: Medizinische Versorgung nach 1982

(Dr. Joachim Klug)

Vereine und Verbände - Arbeitskreis Gilserberg Klug Praxis 1-2002 2Dr. Handstein ging nach über 35 Jahren in den "Ruhestand". Außer dem Arztsitz gab es zu diesem Zeitpunkt keine weitere medizinische Infrastruktur. Nach der Praxisübernahme im Juli 1982 durch mich und einer anfänglichen Vertrauensfindungsphase wuchs die Praxis stetig. Patienten aus Moischeid, Sachsenhausen und Josbach kamen vermehrt und vor allem kam ein stärkerer Zuwachs aus Sebbeterode, bedingt durch den Tod von Dr. Otto mit der Praxis in Zimmersrode und einer Anlaufstelle in Sebbeterode (Gasthaus Eckhardt).

Auf der Basis der neuen Patientenzahlentwicklung war nun in 1983 die Grundlage für die Neueröffnung einer Apotheke gegeben. Der Unternehmer Fritz Viehmeier schuf Räume neben dem damaligen Bäckereiverkauf. Erstbesitzerin der Apotheke war Frau Bertram, die 1987 von Christoph Schrom übernommen wurde und seit Februar 2010 von Kai Krähling weitergeführt wird.

Professionelle häusliche Pflege entwickelte sich in der Mitte der 1980er Jahre, zunächst mit Wolfgang Köneke, sporadisch dem Roten Kreuz und endgültig mit der Etablierung des Pflegeteams Kikra in 1990. Weiter gefestigt wurde das Pflegenetz durch den Bau des Pflegeheims in 1995 und dem Betreuten Wohnen in 1998. Eine wichtige Bereicherung für den Ort stellt auch die Suchtnachsorgeeinrichtung, begonnen am Alten Bahnhof durch das Suchttherapeuten-Ehepaar Auer, übernommen und geführt vom Paritätischen Wohlfahrtverband und letztendlich etabliert mit dem Neubau in 2007 am Entenpfuhl. Parallel dazu lief die Entwicklung des Betreuten Wohnens im ehemaligen Haus Künzel, der alten Gastwirtschaft Möller und zeitweise auch in Moischeid. Durch diese Verfestigung der Pflege und Suchtnachsorge ergaben sich zahlreiche Arbeitsplätze und Wohnbedarfe.
Dieses soziale Netzwerk verfestigte die Gemeindeinfrastruktur, auch im Wettbewerb mit den Nachbargemeinden. Weitere Folge der Praxisexpansion in Verbindung mit der Etablierung der genannten Einrichtungen war auch die jetzt mögliche Ansiedlung medizinischer Hilfsberufe wie Krankengymnastik und Ergotherapie. Die erste Praxis befand sich in den Räumen der Hochlandpraxis (Michael Pehl, dann Marina Belz). Frau Belz zog später um, bot ihre Dienste in der Ortsmitte von Gilserberg an, ab 2013 dann im Ortsteil Sebbeterode. Die zweite krankengymnastische und ergotherapeutische Praxis wurde im Therapiegebäude der Kikra in 1998 eingerichtet (zunächst Volker Spielwak, anschließend das Team TheraPEP mit Ellen Blazquez-Müller). So war das soziale Gemeindenetz weitgehend komplettiert. Gestärkt wurde diese Entwicklung aber noch im notärztlichen Bereich durch das First Responder-System von Markus Böse und die Begründung eines Hospizstandortes in 2015.